Ein unglaublicher Abend

Depression nenne es hier die Einheimischen in Französisch Polynesien, wir würden es Tropensturm, Zyclon, oder Hurrican nennen.

Wie auch immer, er kommt in schnellen Schritten Richtung Tahiti. Also nichts wie weg. Das so etwas kommen wird ist heuer sehr wahrscheinlich, es ist ein Wechsel von El Nina zu El Nino gewesen. Wir sind vorbereitet und darauf gefasst zu flüchten und wir warten so und so schon seit einem Monat auf den richtigen Wind von Hinten um zurück auf die Tuamotus, der grossen Archipel-Gruppe östlich von Tahiti fahren zu können.

Vor 3 Tagen sind wir mit (etwas zu) leichtem Wind Richtung „Ahe“ und „Mahini“, zwei sehr nördlich gelegenen Atollen, die wir noch nicht kennen losgesegelt. Beide sind die Brutstätten der berühmten schwarzen polynesischen Perlen. Die Überfahrt war anstrengend, mit heftigen Regengüssen und zwischendurch no Wind.

Am Morgen haben wir den Pass von Ahe erreicht, hinein in das sichere Atoll. Wir fanden eine Boje vor der kleinen Anlegemole des winzigen Ortes und beschlossen an Land den Bürgermeister nach einem sicheren Platz bei dem zu erwartenden, eher untypischen, bösen NordOst Wind, der die Ausläuferzone des in Tahiti tobenden Tropenstrums sein wird, zu fragen.

Jeden Tag, jede Stunde verändern sich die Prognosen und seit dem ich das hier schreibe, sind wir von der Ausläuferzone etwas mehr in die Mitte des Sturmes gerutscht. Hoffentlich verändert sich das noch zu unseren Gunsten. Im Ort jedenfalls waren zwei lustige Polizisten die ein bisschen Englisch gesprochen haben. Ein dritter netter Einheimischer, half uns mit Google Maps den besten Platz zu finden. Morgen werden wir dort unseren Anker werfen und hoffen, dass der Wind uns nur streift und wir durch den Palmenhain gut geschützt sind.

Wie immer waren wir auf der Suche auch nach frischem Fisch, denn unsere dickste Angelschnur wurde auf der Herfahrt 5 mal angebissen und in der Sekunde abgerissen. Das müssen riesen Kaliber gewesen sein aber leider nicht auf unseren Tellern.
„Ja, wenn wir Fisch wollen, dann sollen wir doch heute Abend zu ihrer Kirche kommen, wir sind herzlich eingeladen“ sagte der nette Einheimische „Matanea“ zu uns. OK - gesagt getan - ich bringe einen Kuchen mit.

Am Abend machten wir uns hübsch, transportierten den etwas missglückten Kuchen auf zwei zusammengeklebten Kartons eines Collegeblocks mit dem Dinghi an Land und gingen durch den Ort zu Kirche.

Es war eine hier in Französich Polynesien sehr häufig anzufindende Christliche Abspaltung - auch als Mormonen bekannt. Wir gingen also los und waren natürlich viel zu früh dran. Peinlich standen wir mit dem wackeligem Kuchen vor 5 Menschen mit einer Menge Babys und wussten nicht so recht was nun. Matanea war noch nicht da.

Ohne das wir ein Wort sagten, kam eine alte Oma zu mir gab mir ein Bussi links und rechts und deutete uns sich zu setzten. OK, wir, ergo ich versuchte in meinem nicht vorhanden Französich zu erklären warum wir da sind. „Ah ja, ihr seid die mit dem Katamaran“. Mit der Zeit füllte sich der Platz und dann war auch unser Gastgeber gekommen. Wir plauderten über die Namen der Kinder und zeigten Familienfotos her. Das allein war schon sehr nett. 2 junge Missionare aus den USA konnten sich mit Chrizzly unterhalten.

Nach einer kurzen Ansprache und einem Gebet - wir waren echt schon hungrig - wurden vier Personen, natürlich waren wir zwei dabei, zu einer Jury über all die herrlichen Speisen gebeten. Wir durften vorkosten und es war richtig lustig und super Essen. Natürlich waren wir im Wigel Wogel, wen wir den hier als ersten Platz auswählen sollten - man will ja auch nicht unhöflich sein.

Ich entschied mich für Fisch Carpaccio mit Knoblauch und Kräutern, so köstlich. Später des Abends erfuhren wir, dass einer aus dem Ort einen riesigen Schwertfisch gefangen hat und den ganzen Ort damit versorgt hat. So einfach geht das in Polynesien. Das war aber noch nicht alles.

Ich plauderte mit einer netten Frau Namens „Fea“ und sie zeigte mir ihr selbstgebasteltes Armband aus Muscheln und einer kleinen Perle, echt süss und ich erzählte ihr, dass ich ua auch Kettchen und Ohrringe bastel. Plötzlich drehte sich einen alter, weisshaariger Mann aus der vorderen Reihe zu uns um, er musste uns zugehört haben und gab Chrizzly eine Sackerl voll mit Perlen! wortlos und dann drehte er sich wieder zurück.

Ich konnte es gar nicht fassen - habe mich natürlich, nach dem ich mehrmals betonte, das können wir nicht annehmen, tausendmal bedankt - aber er reagierte gar nicht sonderlich darauf. Aber warum hat ein alter Mann einfach so ein Sackerl Perlen in seiner Hosentasche? Unglaublich! Mann muss aber auch bedenken, dass wir im Mekka der Polynesischen Perlen sind. Hier reiht sich eine Perlenfarm nach der anderen entlang des Atollrings.

Als wir zurück zu unserem Boot von der Mole wegfuhren, saßen dort eine Menge Männer und fischten - auch der alte Mann Namens „Eric“. Ich rief seinen Namen aus dem Dunkeln und winkte ihm, und er erkannte uns wieder und winkte zurück. Ich glaub das war für ihn genug Dankeschön und Anerkennung. Ein unglaublicher Abend ging zu Ende und wir vielen total übermüdet von den letzten 3 durchgesegelten Tagen Tod ins Bett.

PS: Eric ist der Mann mit dem gelben T-Schirt und der dunklen Sonnenbrille.

Ursula Jäger1 Comment