We did it

Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch Grenzen kennt die er jedoch leider in den meisten Fällen nicht überschreitet.

Für mich waren das mein ganzen Leben lang nicht Dinge die ich tue oder nicht tue, sondern lustiger Weise, geographische Grenzen. Meine erste Grenze war der Äquator. Ich konnte mir nie vorstellen den Äquator zu überschreiten und damals vor 3,5 Jahren habe ich es getan, am Wasser auf einer Nussschale im Atlantik.

Und jetzt habe ich meine zweite Grenze überschritten den Pazifik zu überqueren. Vollkommen irre wenn ich darüber nachdenke, ebenfalls in dieser Nussschale! 34 Tage haben wir gebraucht. Das ist eigentlich um 10 Tage absolute Flaute zu lang, aber irgendwie ist es nahezu normal auf dieser Strecke von Panama nach Französisch Polynesien vor den Galapagosinseln in die tropische Konvergenzzone zu fallen - eine Zone in der kein Wind bläst. Diese Konvergenzzone ist einmal größer, einmal kleiner aber sie ist ganz sicher da. Und all die Boote die hier in Nuko Hiva auf den Marquesas sicher vor Anker liegen haben diese Strecke geschafft.

4200 Seemeilen - genau so wie einmal quer durch Südamerika, an der breitesten Stelle.

Es war eine 34 tägige Routine. Ein 3 -6 Stundenrythmus Schlaf- und Wachwechsel. Die grösste Herausforderung für mich war - wie komme ich zu genügend Schlaf und vor allem kann ich auch schlafen wenn ich gerade keine Wache habe. Ich bin da nicht gesegnet wie Chrizzly der jederzeit und überall schlafen kann. Und wie verbringe ich meine Zeit, den Zeit hat man sehr sehr viel, allerdings war ich müde und träge durch den permanenten Schlafmangeln.

Ab den Galapagosinseln in den sogenannten Tradewinds waren uns die Windgötter gut gewogen und wir hatten meistens Halbwind mittlerer Stärke und an manchen Tagen einen 24 Std. Schnitt von über 7 Knoten Speed.

Und natürlich haben wir eine weitere Äquatortaufe für unsere Mitsegler aber Äquator Neulinge gemacht. Mit Neptuns Gerichtsverhandlung für den ungenehmigten Äquatorübertritt.

Ja und ich gestehe, ich lernte endlich zu steuern. Bis jetzt habe ich mich immer elegant aus der Affaire ziehen können, wenn es daran ging einmal ans Steuer zu gehen - aber da wir teilweise Stromsparen mussten, blieb einem gar nichts anderes übrig als halt deine 3 Stunden ohne Autopilot zu steuern, bei Wind, Welle und mit großem Genaker. Jetzt mach ich es einfach.

Angekommen auf den Marquesas brauchte ich Tage um wieder in einen einigermassen normalen Schlafrhythmus zu kommen. Leicht landkrank wankten wir noch Tage am Land.

Kein Südamerika mehr. Wir waren ganze 3 Jahre auf dem südamerikanischen Kontinent und ich bin froh in einen neuen Kulturkreis einzutauchen, ganz andere Gesichter, ganz anderes Essen und ganz andere Landschaft, jedoch gleich freundlich und herzlich.

Taiohae so heisst die kleine Bucht auf Nuko Hiva in der wir vor Anker liegen, mit seinen 1600 Einwohnern ist es hier sehr überschaubar. 2 kleine Restaurants, ein nettes Gemeindeamt, eine Kirche, eine kleine Polyklinik, eine Bank, 2 Geschäfte sowie ein Markt mit ganz grossartigen Pomelos und frischem Baguette.

Ja, wir sind in der EU, französisches Überseegebiet. Hinter der Bucht ragen schroffe mit Urwald bedeckte spitze Vulkangesteinsberge empor. Ein bisschen mystisch ist es schon wenn man auf dem 1200m hohen in Nebel und Regen gehüllten Bergkamm ins nächste Tal fährt um die Kultstätten der Ureinwohner zu suchen. Aber davon das nächste Mal. 

Ursula Jäger2 Comments