Surfgirl

Seit Tagen, nein um ehrlich zu sein, seit mehr als einem Monat pfeift der Wind. Richtig böse Gewitterfronten ziehen über die grünen, dicht bewachsenen, steilen Berghänge von Tahiti und Moore´a und ich hätte mir nie gedacht, dass es in der Südsee so kalt sein kann. 26 Grad bei Tag und 20 in der Nacht sind eisig. Aber es ist ja wieder einmal verkehrte Welt auf der Südhalbkugel, tiefer Winter.

Nach ein paar tollen Tagen Moore´a mit wunderschönen Wanderungen durch die wilden Berge zurück auf Tahiti - in der kleinen eher unbekannteren Ecke „Tahiti Iti“ in Teahupo´o.

Für uns unbekannt aber jeder Surfer dieser Welt kennt die Welle von „Teahupo´o“, eine Legende, die perfekte Tube und das bei dieser Kulisse und dann gibt es hier noch die Competition „Tahiti Pro“ der „World Championsship Tour der World League“ und wir sind mitten drin.

Es war eine ziemliche Herausforderung nach 3 Tagen extremen Wind unseren geschützten Platz innerhalb des Riffes, ins offenen Meer hinaus zu fahren. Und wieder mit stockendem Atem durch die enge Passage zu fahren wenn sich an der Aussenriffkante die Wellen meterhoch brechen. Ja aber diese Wellen sind so spannend für Surfer, das Timing muss halt passen sonst knallt man gegen die Aussenriffkante, und, das wärs dann.

Wir suchten also unseren Weg zu besagtem Ort Teahupo´o. Und dort sahen wir auch schon in der Ferne eine Fülle an Booten, Jetskis, Paddelbooten und im Wasser schwimmend Surfern - alle in der grossen Dünung hin und herschaukelnd und gespannt auf die Welle schauend. Wir legten das Boot vor Anker, schnappten unser Dinghi und rein ins Getümmel. Gar nicht so leicht ständig in Bewegung zu bleiben und nicht mit allen anderen zusammen zu stossen, geschweige denn etwas zu sehen.

Es war die letzte Competition um den Sieg zwischen einem Brasilaner, Weltrangnummer 6 und einem absoluten Unknown, ein Qualifikant aus Frankreich. Man kann sich gar nicht vorstellen, was da los war. Unknown und dann noch Franzose. Die Französich Polynesier mögen starke Loslösungstendenzen von Frankreich haben, aber beim Sport ist das alles wieder vergessen. Und die Welle ist so nah wirklich mächtig.

Ich versuchte den richtigen Moment auf Photo zu erhaschen und alle jubelten und schrieen um mich herum und ich spürte nur einen Gedanken. Wär ich doch auch ein cooles Surfergirl. Ich würde von einem geilen Spot der Welt zum nächsten trampen immer der Welle nach. Naja das wars aber nicht, meine ersten Surfversuche machte ich in Panama am Babystrand vor einem Jahr und es war super fun. Ich war sofort begeistert und musste die ganze Zeit lachen, aber aus dem Liegen bin ich in einem Tag nicht herausgekommen, also nannte ich es Altweibersurfen. Aber ich muss es unbedingt wieder probieren. Das mit der Surfgirl Figur hätte auch nicht gepasst - und das mit dem coolen sonnen uns salzgebleichten Surferhaarstyle hat nach dem letzten Frisörbesuch in Papeete auch eher die schreckliche Richtung von Goldlöckchen angenommen. Ok, das liesse sich wahrscheinlich noch irgendwie hinkriegen, aber der Rest … ;-)

Ursula Jäger1 Comment