Nix für schwache Nerven

Ja, so ein Südsee Atoll ist das wahre Paradies! Wie schon einmal erwähnt hat es sich aus einem versunkenen Vulkan entwickelt und ist umringt von einem Korallenriff. Denn alles hier steht auf Korallenboden. Sogar der Aushub für eine Haus ist hier Korallenbruch, logisch. Auf diesem Korallenbruch bildet sich nur sehr schwer, bis gar kein Humus und so wie es aussieht, sind Kokospalmen wirklich die einzigen Pflanzen die keinen Humus zum überleben brauchen.

So ein Südsee Atoll funktioniert in seiner Ökologie als geschlossenes System, bis auf den einen kleinen Punkt der die große Welt des Pazifiks in das Atoll hineinlässt. Das Nadelöhr jedes Archipels heisst PASSE (Passage), eine Einfahrt durch das Korallenriff das breit und tief genug ist für den Schiffsverkehr. Natürlich gibt es auch Archipele die keinen Passe haben, und somit nur sehr schwer erreichbar sind.

Diese Passes sind meist für Taucher und Schnorchler die wunderbarsten Zonen - mit dem wildestem Korallenbewuchs und der grössten Fülle an Fischen. Beide lieben die Strömung, die neue Nährstoffe bringt - ja und diese Strömung ist natürlich abhängig von Wind, Welle und Gezeiten.

6,9 Knoten Gegenstrom war das Maximum das wir bis jetzt hatten. Die Gehzeitenwellen - sogenannte Tiderips - sind teilweise schon eine halbe Meile vor der Einfahrt meterhoch, und unserer Hamaka schaukelte es hin und her. Dann dreht die Starke Strömung das Boot um bis zu 60 Grad, und es ist eine wahre Kunst das Boot auf Kurs zu halten. Das ganze wäre ja nicht ganz so aufregend, wenn nicht ich am Bug stehe, und im vorbeiblubbernden Wasser nach Untiefen Ausschau halten muss. Und verdammt, das Wasser ist so klar, dass du die einzelnen Korallenköpfe in 10m Tiefe erkennst und glaubst, sie sind so nah, dass du gleich hineinfahren würdest. Das ist echter Nervenkitzel!

Ja, und dann gibt es hier noch eine zweites Ding, die manchmal an deinen Nerven kitzelt.

In der Südsee gibt es überall Haie. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass ein kleiner 1,8-2m langer Weissspitzen oder Schwarzspitzen Riffhai vorbeischaut, wenn du gerade ein Riff erschnorchelst. Sie sind neugierig, kommen meistens von hinten - was etwas unangenehm ist. Aber ab dem Moment wo du sie mit Blicken verfolgst sind sie meist schon wieder am wegschwimmen oder vergrössern ihren Sicherheitsabstand.

Wenn wir schnorcheln, haben wir immer ein Auge im Hinterkopf, aber heute war es dann doch etwas wild.

Am Rand eines Passes - also in dem Bereich in dem es sich wirklich abspielt - sahen wir einen 3m grossen Hai. Ich glaube es war nur ein Ammenhai, der ist genauso harmlos wie ein kleiner Riffhai. Aber, es war doch das erste mal, dass ich unter Wasser ein so grosses Tier sah und ganz sicher welche Sorte es war, war ich mir dann auch nicht.

Fasziniert lagen wir ganz still im Wasser. Nur die Strömung des Passes trieb uns immer weiter hinaus. Echt jetzt, es war ok, aber was mich dann doch nervös machte waren die 6 Riffhaie in der Nähe des Großen. Es tummelten sich nur so die Haie unter uns und die Geschichte mit Blickhalten war einfach nicht mehr möglich. Und dann kam noch ein 2ter großer Hai - wahrscheinlich ebenfalls ein harmloser Ammenhai an uns vorbei. Für einen kleinen Schnorchelgang genug Nervenkitzel.

Und um ehrlich zu sein, sie haben uns „ned amal ignoriert“.